15 Erfolgsfaktoren wie etablierte Unternehmen mit externen Partnern den Spagat zwischen dem Tagesgeschäft und Innovationen schaffen
Im Zuge der Digitalen Revolution und der Globalisierung haben sich die Umweltbedingungen für etablierte Unternehmen deutlich verändert. Der Bedarf, neben der Fortführung des laufenden Geschäftsbetriebs auch explorativ zu innovieren (Ambidextrie), ist in den meisten Unternehmen erkannt, stellt sie aber vor grosse Herausforderungen. Diese Herausforderung wurde nun mit COVID-19 noch weiter akzentuiert. Man muss nun also noch mehr als je zu vor beide Aktivitäten unter einen Hut bekommen.
Der Begriff der Ambidextrie beschreibt genau diese Fähigkeit einer Organisation, gleichzeitig den laufenden Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten und zu optimieren (Exploitation) sowie explorative Innovationen hervorzubringen (Exploration). Ambidextrie wird häufig auch mit dem Begriff der Beidhändigkeit erklärt, welche im übertragenen Sinn befähigt, mit beiden Händen gleichermassen gut agieren zu können.
In der frühen Literatur zum Thema Ambidextrie (1970er bis 1990er Jahre) ist vor allem die strukturelle und kontextuelle sowie als Mischform die sequentielle Ambidextrie beschrieben. Diese Ansätze fokussieren vordergründig auf Mechanismen innerhalb eines einzelnen Unternehmens. Seit den 2000er Jahren werden zunehmend dynamische bzw. prozessorientierte Ansätze von Ambidextrie betrachtet, wobei zumeist drei Phasen unterschieden werden:
- Wahrnehmen und Initiieren,
- Konfektionieren sowie
- Rekonfigurieren bzw. Reallozieren von Ressourcen
Zudem befassen sich zunehmend Studien mit der sog. externalisierten Ambidextrie, also wie sich diese Fähigkeit im Zusammenhang mit externen Kooperationen entwickelt.
Durch eine umfassend durchgeführte Literaturrecherche kombiniert mit einer qualitativen Erhebung anhand von 13 Experteninterviews kommt die Publikation zum Ergebnis, dass 15 Erfolgsfaktoren das Gelingen einer externalisierten Ambidextrie positiv beeinflussen. Des Weiteren lässt sich aus den Forschungsergebnissen ableiten, dass die bereits in der Ambidextrie-Forschung bekannten drei Phasen (vgl. oben) für eine externalisierte Ambidextrie um eine weitere vorgelagerte Phase des Verortens ergänzt werden muss. Als weiteres Ergebnis konnten die 15 Erfolgsfaktoren auf die vier Phasen geschlüsselt werden.
Dadurch entsteht für die Praxis ein geschärftes Bewusstsein, welche Erfolgsfaktoren in welcher Phase eine besonders hohe Relevanz aufweisen. Weiter wurde ein Management-Modell entwickelt, welches als Steuerungsinstrument für das Operationalisieren der jeweiligen Phase mit den relevanten Erfolgsfaktoren eingesetzt werden kann. Für die Kontrolle und Steuerung des Verlaufs einer Kooperation wurde ergänzend das Lebenslinienkonzept eingeführt und ein Mechanismus zur Konfliktbewältigung aus der Literatur empfohlen. Zudem wurde ein Ambidextrie-Fenster abgeleitet, das sich zum einen aus der Ambidextrie-Intensität und zum anderen aus dem Reifegrad der externalisierten Ambidextrie zusammensetzt. Das Ambidextrie-Fenster ist der anzustrebende Zustand innerhalb der Unternehmung bzw. Kooperation für eine erfolgreiche Umsetzung von externalisierter Ambidextrie.
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